Alles, glaubte einst Tucholsky.
Nicht mehr alles, diesen Eindruck zumindest bekomme ich aktuell. Offenbar hat Satire da Grenzen, wo es zu einer Beleidigung von Organen und Vertretern ausländischer Staaten kommt.
Ich darf demnach weder den kolumbianischen Präsidenten noch seine Niere beleidigen. ;)
Allerdings haben solche Schwierigkeiten die Satire nie aufhalten können. Im Gegenteil. Man denke an die Fabeln, die den Mächtigen ein tierisches Gewand verpassten, um sie sodann buchstäblich zum Affen zu machen.
Was darf Satire?!
In einem unbekannten Land
wohnt ein Diktator unerkannt,
der offenbar nicht richtig tickt
und nachts seine Ziegen fickt.
Man bemerke, dass ich weder das Land noch den Diktator namentlich genannt habe. Und angesprochen fühlt sich vermutlich keiner, oder?
Er regiert mit strenger Hand,
seine Eltern sind verwandt.
Ein Hofnarr trug vor ein Gedicht,
doch Kunst mag der Diktator nicht.
Majestätsbeleidigung!
Und schon nach dem letzten Reim
Rief der Diktator: Sperrt ihn ein!
Er fordert umgehend vom Richter
Dreieinhalb Jahre für den Dichter
Als kleine Wiedergutmachung.
Und sodann, im nächsten Schritt,
den baldigen EU-Beitritt.
Ich hoffe, ich konnte zeigen, dass Satire immer eine Form findet, und wenn sie beschnitten wird, treibt sie kräftig aus, und wer sie entfernt, findet sie an anderer Stelle wieder. Satire ist eine starke Pflanze. Manche halten sie sogar für Unkraut.
Angeklagt werde ich wohl nicht, denn dies ist ja kein Schmähgedicht ;)